Elternbildung - Erziehungstipps

In den letzten Jahren stellen wir immer stärker fest, dass viele Eltern oft bei uns Rat suchen und um Tipps und Tricks bei der Kindererziehung anfragen. Oft helfen schon ganz kleine Tipps, manchmal können aber auch wir LehrerInnen nicht weiterhelfen. Wir sind zwar Profis was das schulische Leben betrifft, können aber die Probleme und Fragestellungen im Privat- und Freizeitbereich aber oft auch nicht lösen.
Viele Eltern sind phasenweise überfordert und können den Erziehungsauftrag, den ein eigenes Kind mit sich bringt, nicht richtig erfüllen.
Früher wurde viel Wissen von einer auf die nächste Generation “vererbt”. Die Zeiten der Großfamilie sind aber in der modernen Freizeitgesellschaft vorbei. Viele Väter und Mütter sind auf sich alleine gestellt. Die Konsumgesellschaft verlangt eine hohe Berufstätigkeit von beiden Elternteilen.
Die Welt ist zudem in einem sehr starken Wandel. Die Geschwindigkeit erhöht sich und wir werden “Zwangsdigitalisiert”. In diesem Zusammenhang entstehen viele neue Probleme und Fragestellungen und wir können die “alte Generation” hier nicht fragen, wie man das macht.
Wir stellen also fest, dass nicht nur unsere Kinder in der Schule unsere Hilfe brauchen, sondern auch die Eltern Unterstützung suchen.
Deshalb starte ich mit dem heutigen Tag diese neue Rubrik “Elternbildung”. Ich konnte vor zwei Jahren in einem ersten Schritt Frau Andrea Wurz für dieses Projekt gewinnen. Sie kennen sie vielleicht von ihrer Kolumne aus der Regionalzeitung Tips. Frau Wurz stellt uns für die Homepage ihre Beiträge zur Verfügung und diese werden hier in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Vielleicht können Sie sich auf dieser Seite das eine oder andere für die eigene Erziehungsarbeit mitnehmen.
Sollten Sie weitere Ideen in diese Richtung haben oder Kooperationspartner kennen, so freue ich mich über einen Anruf oder ein Gespräch.
Dir. Klein Jakob

Bei einem Elternbildungsseminar zählte eine Mutter einer achtjährigen Tochter, dass sie ihr Kind nicht wiedererkennt. Das Mädchen war immer lieb, nett, hilfsbereit und kooperativ. Wie über Nacht verhielt sie sich aufmüpfig. Sie folgt nicht mehr, sie testet Grenzen aus, sie zeigt Verhaltensauffälligkeiten in der Schule und auch alle anderen Familienmitglieder bekommen ihre Launen zu spüren. Die Mutter fragte mich wie sie adäquat auf dieses Verhalten reagieren soll, denn sie kann doch dieses aufmüpfige Verhalten nicht durchgehen lassen. Ich stimmte ihr zu, dass Kinder Grenzen brauchen, jedoch zuvor muss ich hinter dieses Verhalten blicken. Was motiviert mein Kind sich so zu verhalten? Dabei gibt es verschiedene Zugänge. Erstens einmal ist Wissen Macht. In diesem Sinne Erleichterung. Der Hormoneinschuss der Kinder beispielsweise, erfolgt heute viel früher als vor 30 Jahren. Das heißt die Hormone in der Vorpubertät, können bereits mit 8 – 9 Jahren einschießen. Diese hormonelle Umstellung kann sich durchaus auf die Laune und auf das Verhalten des Kindes auswirken. Sehr oft spüren die Kinder, dass in ihrem innen sich etwas verändert und fühlen sich dadurch unwohl oder gereizt. Dies kann sich dann in einem aufmüpfigen Verhalten, aber auch in einer tiefen Traurigkeit äußern. Als ersten Erziehungsschritt lohnt es sich auf das Kind einzugehen. Durch aktives Zuhören, wie zum Beispiel: „Hilf mir, dass ich dein Verhalten verstehen kann!“ „Erkläre es mir bitte!“ kann ich das Kind motivieren mir mehr zu erzählen. Hierbei ist es wichtig den erhobenen Zeigefinger und auch mahnen und drohen zu unterlassen. Das Gespräch mit dem Kind soll möglichst wertfrei begleitet werden. Erst in zweiter Instanz würde ich mit Konsequenzen arbeiten, welche in direktem Zusammenhang mit dem Fehlverhalten stehen sollten.
WUAN

Freiheit, im Sinne, dass die Kinder selbst bestimmen können, ist eine wichtige Erziehungshaltung für die psychisch gesunde Entwicklung eines Kindes. Jedoch kann zu viel Freiheit die Kinder überfordern. Diese Überforderung kann sich auf unterschiedlichste Art und Weise zeigen. Beispielsweise als ein heftiges Weinen, Unzufriedenheit, Empathielosigkeit, etc. Wenn Eltern Kindern Grenzen setzen, ist damit nicht ein blindes Gehorchen gemeint, sondern ein gewisser Rahmen, der vor allem Schutz bietet. Besonders junge Kinder können über die Tragweite ihres Handelns noch nicht ausreichend reflektieren. Ihnen fällt es schwer sich in die Zukunft zu versetzen. Deshalb braucht es eine gewisse Erziehungsverantwortung von den Eltern, die einen Rahmen stecken, der einerseits nicht so eng ist, aber andererseits nicht zu weit ist. Dies kann schon im ganz Kleinen beginnen. Eine Mutter erzählte mir einmal, dass es in der Früh jeden Tag sehr viele Tränen bei ihrem Kind gibt. Täglich steht zur Diskussion mit welchem Fahrzeug die beiden in den Kindergarten gelangen könnten. „Wir könnten mit dem Fahrrad fahren, mit dem Roller, mit dem Laufrad, mit dem Auto, zu Fuß gehen.“ Jedes Mal kann sich das Kind nicht entscheiden bzw. widerruft es seine Entscheidung schnell wieder. In diesem Fall liegt zu viel Freiheit vor. Zu viele Entscheidungsmöglichkeiten kann Kinder überfordern. Je jünger das Kind ist, umso klarer muss der Rahmen definiert werden. In dem oben genannten Beispiel, würden zwei Wahlmöglichkeiten vollkommen ausreichen. Somit ist das Kind auch sicherer in seiner Entscheidung und wird weniger oft wechseln. Zusammengefasst kann man sagen: Freiheit ja unbedingt im Erziehungsverhalten miteinbeziehen, jedoch auch Grenzen, die dem Kind Orientierung sowie Sicherheit bieten und die liebevoll umgesetzt werden.
WUAN

Der Streit unter Freunden kommt sehr häufig vor. Sie sind neben den Geschwistern und Eltern, der nächste Streitpartner. Wie kann ich mein Kind unterstützen, wenn es traurig von der Schule nach Hause kommt und es wieder Streit gab? Soll ich mich einmischen, oder lieber doch nicht? Wichtig finde ich hier in erste Linie, dass das Kind emotional aufgefangen wird. Daher traurig/ wütend zu sein ist in Ordnung.
„Reden wir darüber wenn du willst“ oder Was war los?“, können sehr hilfreiche Sätze sein. Lasst euch die Situation von eurem Kind beschreiben und versucht euch in die Lage des Kindes zu versetzten. Unsere Meinung ist zu diesem Zeitpunkt sekundär. Erst wenn das Kind sich emotional entlasten konnte, ist es wieder bereit nach vorne zu sehen und eine Lösung zu finden oder diesen Streit hinzunehmen.
Es ist nicht unbedingt notwendig, dass die Lösung von uns Eltern präsentiert wird. Lasst eure Kinder darüber nachdenken und fragt sie, was sie jetzt vorhaben. Natürlich kann ich unterstützend mitwirken und auch meine Meinung kundtun, aber erst in zweiter Instanz. Im Vordergrund steht das Erlebte und die Verarbeitung dessen. Kann ich mein Kind emotional gut begleiten, wird es in seinem Selbstvertrauen und seiner Resilienz gestärkt und kann so mit Streitigkeiten besser umgehen. Kommt das Kind selbst auf die Lösung seines Problems, stärkt dies obendrein.
Im Allgemeinen würde ich den Streitigkeiten unter Kinder nicht zu viel Gewichtung geben. Kinder leben im Hier und Jetzt und sie haben dieses bewundernswerte Talent, über Unstimmigkeiten kurze Zeit später wieder hinweg zu sehen und von neuem zu starten.
WUAN

Jaja, die liebe Pubertät unserer Kinder ist ein Schreckgespenst, welches wir am liebsten nicht herein lassen würden. Wie kann es sein, dass aus unserem lieben, süßen Wonneproppen ein so griesgrämiger, unmotivierter Teenager geworden ist? Was ist da schief gelaufen?
Rein gar nichts! Bitte pathologisieren wir die natürliche Entwicklung unserer Kinder nicht! Es ist vollkommen normal, dass die Kinder ab einem gewissen Alter aufmüpfig werden. Sie stellen unser Weltbild in Frage, zeigen uns unsere Schwächen auf und testen aus. Dies darf sein, muss sogar sein, denn sonst würden wir unser geliebtes Kind ja nie ziehen lassen. Die Natur hat dies schon so eingerichtet, dass die Teens stachelig werden, so fällt uns das Loslassen etwas leichter.
Die Erziehung der Kinder läuft ohnehin mit 12 Jahren aus und entwickelt sich immer mehr zur Beziehung. Wir Eltern können uns entschieden wie wir diese Beziehung mit unsrem Kind leben wollen. Drohen und erpressen wir sie oder haben wir Vertrauen und können über unsere Ängste reden. Nützt die Zeit, die ihr noch gemeinsam mit euren Teeny habt, pflegt eure Beziehung durch gemeinsame Aktivitäten oder Gespräche, die natürlich freiwillig sein sollten. Fragt eure Kinder nach ihren Interessen! Und das allerwichtigste: Fangt jeden Tag wieder neu an! Dh liebe Eltern, seid nicht nachtragend, dass Gehirn eures „Pubertiers“ ist im Umbau und hat sehr viel mit sich selber zu tun, also nehmt nicht alles persönlich und steht über vieles!
Der Heilpädagoge Hennig Köhler sagte, ihm machen die aufmüpfigen Jugendlichen keine Sorgen, viel mehr, jene welche im „Flegelalter“ zu angepasst sind!“
WUAN

Meine Tochter spielt leidenschaftlich gerne Fußball. Sie spielt in einer Mannschaft, die hauptsächlich aus Mädchen besteht. Als sie ihr letztes Match hatte, erzählte sie mir zuerst verärgert: „Die Jungs der anderen Mannschaft haben uns ausgelacht und gesagt, dass sie gegen uns sowieso gewinnen, da sie ja stärker sind als wir Mädchen.“ Whums, das saß!
Wir schreiben bald das Jahr 2021 und noch immer ist in den Köpfen mancher Jungs verankert, sie seien den Mädchen überlegen. Körperlich mag dies in manchen Fällen stimmen, jedoch in vielen, vielen, anderen Bereichen nicht. Fußball betreffend, ist vielleicht so manch ein Mädchen zierlicher gebaut, jedoch in Punkto Schnelligkeit und Technik überlegen.
Es stimmt mich sehr nachdenklich, wie es sein kann, dass heutzutage noch solche Behauptungen Raum finden. Diese Jungs sagen ja auch nur das nach, was sie schon vorher, wo auch immer, gehört haben. Scheitern alle Gleichstellungsbemühungen schon im Vorhinein, da anscheinend noch vielen Jungs glaubhaft gemacht wird, dass sie stärker als Mädchen seien? Es ist die Aufgaben von uns Eltern, den Kindern Werte zu vermitteln! Und ich appelliere an alle Buben Mamas und Papas: Wenn eure Jungs in Zukunft bei den Mädchen gut ankommen wollen, bitte erzählt ihnen, dass die Mädls genauso viel Potenzial haben wie Jungs! Solche Werte prägen sich ein!
Das Fußball Match hat die Mannschaft meiner Tochter übrigens gewonnen! Sie sagte mir zu Hause: „Jetzt haben wir es ihnen gezeigt, dass wir Mädchen doch was können! Mit dem Kopf nach unten sind die Jungs dann in die Garderobe verschwunden und wir haben uns gefreut!“
WUAN

Ich bin in sportlicher Hinsicht nicht die Mutigste. Als ich letzten Sommer das erste Mal einen Kletterpark besuchte, schlotterten mir schon in 2 Metern Höhe dermaßen die Knie, dass ich aufgeben wollte. Auf einmal meldete sich eine Stimme unter mir: „DU machst das super. Geh weiter! Setzte deinen Fuß auf den nächsten Balken und halt dich fest. So schaffst du das. Bravo!“
Ich war ganz hin und weg. Da steht jemand unten und glaubt an mich. Es war ein Betreuer des Kletterparks und ich merkte auf einmal, welche Wirkung diese positiven Worte auf mich hatten. Ich befolgte seine Anweisungen, gewann so an Sicherheit und kletterte den gesamten Parcour fertig.
Das macht positive Verstärkung mit uns. Auf einmal glaubt man an sich. Dinge, die uns zuerst überfordern, wirken auf einmal bewältigbar.
Ich war begeistert. Das ist es, was auch unsere Kinder (und auch Erwachsene) brauchen. Der Glaube an sie, daran dass sie es schaffen und manchmal auch eine Struktur oder Idee, wie schwierige Situation bewältigt werden können!
Also: Glaubt an eure Kinder, sprecht ihnen gut zu! Das brauchen besonders jene Kinder, die nicht zu den 1er Schülern gehören und nicht die Obersportskanonen sind. Verstärkt sie positiv und ihr werdet sehen, sie meistern die Situation auf ihre Weise. Traut es ihnen auch zu!
WUAN

Ein Kind zu erziehen ist einer der schönsten Aufgaben, die man im Leben haben kann. Jedoch auch eine der anstrengendsten. Den Alltag mit Kind/ern zu managen erfordert sehr viel Engagement und Durchhaltevermögen. Und dann möchte ja man/frau auch noch verständnis- und liebevoll mit den Kindern umgehen, ihnen Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen bringen.
Um genau diese Verhaltensweisen an den Tag zu legen, müssen Mama und Papa in erster Linie auf sich selber gut schauen. Je zufriedener ich mit mir und meinem Leben bin, umso geduldiger, wertschätzender und empathischer kann ich auf mein Kind reagieren. Viele Eltern haben oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich Zeit für sich oder füreinander aus dem Familienalltag herausnehmen. Dies ist jedoch meist unbegründet. Tue ich etwas für mich, fühle ich mich ausgeglichener und habe somit neue Energie für den herausfordernden Alltag mit Kindern. Viele argumentieren, dass genau diese Zeit für sich, nicht drinnen ist, a la ich kann ja nicht jeden Tag in ein Wellnesshotel fahren.
Zeit für sich kann jedoch ganz oft schon im Kleinen beginnen. Ein ausgedehntes Schaumbad ohne Unterbrechung, Spaziergänge, Sport, 1 Std Kinder frei, ein gutes Gespräch mit der Freundin, etc. lassen sich oft leichter im turbulenten Alltag integrieren. Denn Distanz schafft Nähe, wenn ich mich einmal für kurze Zeit distanzieren kann, kann dies die Nähe zu meiner Familie wieder stärken!
Wie auch der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach sagt: „Es ist unsere erste Pflicht sich selber glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich!“ Beginnt damit gleich heute. Was könnt ihr für euch heute Gutes tun?
WUAN

Haben sie gewusst, dass es ganz normal ist, dass sich Kinder von Zeit zu Zeit wieder einen Schritt zurück entwickeln, um somit den nächsten großen nach vorne machen zu können? Im Fachjargon nennt man dies Regression und ist oft ein sehr natürlicher Vorgang.
In der Vorpubertät kommt es sehr häufig zu einer Regression. Auf einmal will unser großes Kind wieder bei uns im Bett schlafen, will auf unserem Schoß sitzen, weint wegen Kleinigkeiten… Als dies bei meiner großen Tochter einsetzte war meine erste Reaktion eher genervt als verständnisvoll. Ich wollte aber der Sache näher auf den Grund gehen und hab bei einer sehr interessanten Fortbildung gelernt, dass dieser Prozess erstens natürlich ist und zweites für die Kinder sehr wichtig ist, dass auf sie eingegangenen wird. Dies ist sozusagen eine Rückversicherung bzw. Verabschiedung der Kindheit. Die Kinder spüren dies oft unbewusst, jetzt geht es los mit der Veränderung in meinem Körper, sie wollen sich durch die Regression von der Kindheit verabschieden und sich rückversichern, dass sie nach wie vor gut aufgehoben sind bei uns Eltern. Also lasst eure Kinder wieder eine Zeit lang „klein sein“. Meist legt sich diese „Phase“ wieder von selbst. Falls sie längere Zeit andauert, muss man natürlich genauer hinsehen. Ein Tipp noch während der spannenden Zeit der Vorpubertät, schaut euch gemeinsam Fotos bzw. Fotobücher von euren Kindern an, das hilft beim Verarbeiten bzw. Vorbereiten auf die Pubertät.
WUAN

Die Beziehung zu unserem Kind zu stärken, ist wohl eine der wichtigsten Erziehungsaufgaben. Wie gelingt mir das am besten? Durch gemeinsame Qualitytime, in der auf die Kinder eingegangen und aktiv zugehört wird. Dies hört sich nicht allzu schwer an, jedoch schlagen uns die alltäglichen Verpflichtungen oft ein Schnippchen.
Aktiv Zuhören bedeutet dem Kind mit all seiner Aufmerksamkeit und Haltung zugewandt zu sein, versuchen das Kind zu verstehen, Gefühle zu benennen und zu akzeptieren. Es bedeutet Gesagtes zu wiederholen, um sicher zu gehen, dass wir das Kind auch richtig verstanden haben. Es fühlt sich dadurch ernst genommen und so manch ein Problem wiegt danach nicht mehr so schwer.
Im Alltag fällt das aktive Zuhören jedoch oft schwer. Der Zeitdruck, Stress, Streitereien, eigene Themen, usw. hindern uns daran, mit voller Hingabe dem Kind aufmerksam zu zuhören.
Ich kann und muss auch nicht 24 Stunden am Tag meinem Kind aktiv zuhören, jedoch gibt es da diese Momente, in denen das aktive Zuhören von so großer Bedeutung ist. Dann wenn mein Kind etwas betrübt, oder etwas Aufregendes erlebt hat. Hier braucht das Kind unser Interesse und unsere zugewandte Haltung. Da geht es um Beziehungspflege, Vertrauen schaffen und sich verstanden fühlen. Und das ist viel wichtiger als der nächste Termin oder der perfekte Haushalt. Die Kindheit dauert leider nicht ewig und wir sollten diese Zeit nutzen, denn durch das aktive Zuhören stärke ich nicht nur unserer Beziehung zueinander, sondern auch das Selbstbewusstsein, den Selbstwert und die Empathiefähigkeit unseres Kindes!
ANWU

Ich weiß, diese Aussage ist sehr gewagt. Nichtsdestotrotz stehe ich hinter ihr.
Es ist eine der wichtigsten Aufgaben in der Erziehung unserer Kinder, sie auf das Leben vorzubereiten.
Kinder brauchen Echtheit, echte Gefühle, echte Menschen, echte Beziehungen! Räume ich alle Hindernisse bzw. Herausforderungen des Lebens dem Kind immer im vor hinein aus dem Weg, wird das spätere Erwachen bitter sein. Es ist für die Entwicklung eines Kindes jedoch sehr wichtig zu Lernen wie man mit Emotionen wie Wut oder Traurigkeit umgeht. Schwierige Situationen im kindlichen Alltag sollen natürlich von uns Eltern unterstützt werden, jedoch nicht zu 100% abgenommen werden. Wenn Kinder schon früh lernen mit Frust umzugehen bzw. eigene Lösungen zu finden, dann fällt es ihnen auch im späteren Leben leichter Misserfolge zu verkraften.
Damit lässt sich schon sehr bald anfangen. Schon ein 2 jähriges Kind kann lernen, dass es nicht jedes Mal beim Einkaufen z.B. etwas Süßes gibt. Natürlich wird diese Entscheidung anfangs auf Protest stoßen. Jedoch lernt das Kind schon bald ein Nein kennen, was nicht heißt, dass es dann immer sofort alles akzeptieren wird. Es lernt, jedoch dass das Gefühl der Frustration zum Leben gehört und wird dadurch im Umgang damit sattelfester. In Fachkreisen spricht man von Frustrationstoleranz und in der heutigen Zeit ist sie gefragter denn je. Nicht immer alles sofort bekommen können, Bedürfnisse kurz verschieben zu können, gewisse Situationen aushalten können, anderen etwas gönnen, usw. sind Werte, die meiner Meinung nach in einer gelungen Erziehung vermittelt werden sollen! Bitte nicht verwechseln mit Gefühle zu unterdrücken! Ich meine, die Wut, den Frust zu spüren und trotzdem relativ sozial zu interagieren.
ANWU

Hätte ich das bloß vorher gewusst: Bewegungsmuffel
„Kinder bewegt euch!“ Diesen Satz habe ich in meinen Anfangsjahren als Pädagogin so gut wie nie gesagt. Sie taten es von sich aus. Leider bemerkte ich mit der Zeit, dass dies heute anders ist. Einige Kinder müssen regelrecht motiviert werden, um sich längere Zeit zu bewegen. Warum ist dies so? Aus entwicklungspsychologischer Sicht weiß ich, dass alle gesunden Kinder mit einem natürlichen Bewegungsdrang auf die Welt kommen. Daher, sie lernen von sich aus Bewegungsfähigkeiten. Je älter sie werden, umso öfter fällt mir auf, dass dieser Drang weniger wird. Ich glaube, die Ursache hierfür hängt mit der Einwirkung mehrerer Faktoren zusammen. Zu viel Konsum von digitalen Medien, Erzieherverhalten der Eltern (jeder Meter wird z.B. mit dem Auto gefahren), übertriebenes Sicherheitsdenken (es kann ja so viel passieren), Einschränkung der Freispielzeit zu Hause (die freie Zeit ist durchstrukturiert, wie die eines Managers), usw. können das Bewegungsverhalten der Kinder hemmen.
Da das kindliche Gehirn ja noch im Wachstum ist, „verlernt“ es durch solche Verhaltensmuster den Drang sich zu bewegen und dies finde ich fatal. Bewegung ist für so vieles wichtig: Körperwahrnehmung, Durchhaltevermögen, Lernen, Konzentration, Ausgeglichenheit, etc. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Neueste Studien der Hirnforscherin Manuela Macedonia belegen, wie eng der Zusammenhang von Bewegung und Lernen ist. Besonders Jugendliche, die leider sehr oft die Motivation am Sport verloren haben, brauchen Bewegung, um die hohe kognitive Leistung, die von ihnen in der Schule gefordert wird, gut meistern zu können. In diesem Sinne „Move your body“, denn auch uns Erwachsenen tut Bewegung gut!

Hätte ich das bloß vorhergewusst: Mein Kind bekommt ein Handy
Immer wieder werde ich gefragt, ab welchem Alter man seinem Kind ein Handy geben sollte. So spät wie möglich, antworte ich meist. Damit ist es aber nicht getan. Wir können das Thema digitale Medien nicht einfach ignorieren und hoffen, dass es sich von selber legt. Als Eltern sind wir verpflichtet unseren Kinder einen Umgang mit der digitalen Welt zu lernen. So spät wie möglich – und dann Schritt für Schritt. Wichtig ist, dass gemeinsam mit dem Kind Regeln im Umgang mit dem Handy ausgemacht werden. Wie lange darf das Handy pro Tag genutzt werden, wo liegt es zum aufladen, welche Apps dürfen geladen werden, welche Konsequenzen gibt es, wenn man sich nicht an die Regeln hält, usw. Ich empfehle, dass das Handy in der ersten Zeit im Wohnbereich liegt (fixen Handyplatz einrichten), um als Eltern den Überblick zu bewahren. Ich rate, auch in der Zeitvereinbarung konsequent zu sein, da immer wieder der nächste Level, die nächste Nachricht oder das nächste Video anstehen. Neben den vielen Vorteilen, die uns ein Handy bietet, muss uns aber auch bewusst sein, dass ein zu häufiges Benutzen digitaler Medien nicht nur schlecht für unsere Augen und unsere Wahrnehmung sind, sie können massive Konzentrationsstörungen verursachen und süchtig machen. Hier ist Erziehungsverantwortung gefragt und wir Eltern müssen den Kindern einen guten Umgang vermitteln. Vor allem aber die Vorbildwirkung von uns Erwachsenen spielt hier eine große Rolle! Wenn Eltern dauernd vor dem Handy hängem, werden es die Kinder auch tun! Achtet auf gemeinsame Zeit, die bewusst ohne Handy verbracht wird, damit etwa Zeit für Familiengespräche bleibt.

„Mir ist soooo fad!“– dieser Satz aus dem Kindermund lässt viele Eltern verzweifeln.
Muss ich als Eltern mein Kind dauerbespaßen, nur damit ihm nicht langweilig ist? Dazu lautet meine Antwort ganz klar: „Nein!“ Es ist sogar sehr wichtig, dass eurem Kind des öfteren langweilig ist! Dies ist jener Moment, in dem es wieder Zeit und Raum hat auf neue Ideen zu kommen. Zeit, sich wieder selber zu spüren. Was will ich eigentlich? Was macht mir Spaß?
Werden Kinder dauerberieselt, sei es durch uns Erwachsene oder durch die Medien, verlernen diese kreativ zu sein. Sie verlernen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und ganz schnell sind sie in dem Teufelskreis gefangen – je langweiliger ihnen ist, umso mehr wird dann zum Beispiel in den Fernseher geglotzt und die eigene Kreativität mindert sich. Hier ist Erziehungsverantwortung gefragt!
Wir Eltern haben dafür zu sorgen, dass gerade wenn den Kindern zeitlang ist, nicht die Medien noch mehr benutzt werden. So kommen sie nämlich aus dem Strudel gar nicht mehr heraus, und werden selber nur mehr selten produktiv. Jedes Mal, wenn meine Kinder zu mir kommen und sagen, dass ihnen fad ist, gratuliere ich ihnen, denn nach einer Zeit kommt bald eine gute Idee, die sie dann umsetzen können. Natürlich biete ich mich auch als Spielpartner an, jedoch nicht immer und ständig.
Andrea Wurz
Pädagogin, Resilienz- und Elterntrainerin

Heutzutage braucht man für nahezu alles eine Ausbildung.
Abgesehen von der üblichen Berufsausbildung, muss man etwa einen Hundeführerschein machen, wenn man sich einen Hund zulegt. Wollen Kinder mit dem Rad fahren, brauchen sie den Fahrradführerschein … die Liste ließe sich lange fortsetzen.
Warum jedoch dürfen in Österreich Kinder ohne jede Vorkenntnisse erzogen werden? Man hört von allen Seiten, wie wichtig unsere Kinder sind, trotzdem wird die Erziehung oft dem Zufall überlassen. Haben die Kinder Glück, werden sie von liebevollen und bewussten Eltern erzogen, haben sie Pech, müssen sich Kinder Erziehungsmethoden stellen, die nicht mehr zeitgemäß oder überzogen sind. Der Ruf nach verpflichtender Elternbildung wird auch unter den Pädagogen in Elementareinrichtungen und Schulen immer lauter. Oft gehen Eltern in Elternbildungskurse, die ohnehin sehr bewusst und reflektiert erziehen. Die, die es wirklich nötig haben, scheuen sich davor. Zu Unrecht. Es geht weder um ein Vorführen noch um Besserwisserei oder Patentrezepte. Es geht um Lösungsansätze, hilfreiche Kommunikationstechniken und pädagogisches Grundwissen, das jeder Familie helfen kann, den Alltag mit ihren Kindern entspannter meistern zu können und ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sich diese gut entfalten können. Elternbildung soll die Eltern stärken und sicherer machen. Also nehmt euch die Zeit und den Mut für Elternbildung. Ihr werdet sehen, es wird sich lohnen!
Andrea Wurz (WUAN)
Pädagogin, Resilienz- und Elterntrainerin


